Wenn wir mit Tieren zu tun haben, bekommen wir es in der Regel auch mit unseren Gefühlen zu tun.
Menschen, die sich bei mir melden, fühlen sich oft genervt vom Verhalten ihrer Tiere; sind traurig, weil es ihrem Tier nicht gut geht; fühlen sich ohnmächtig, weil sie ihr Tier nicht verstehen und nicht ändern können, dass zum Beispiel ihr Hund andere Hunde angeht.
Tiere spiegeln uns und unsere Gefühle oft auf ganz unterschiedliche Art und Weise. (Wenn es dich tiefer interessiert, dann gibt es hier auch eine kostenlose Videoserie dazu). Und unsere Gefühle kommen dadurch dann sehr oft ans Tageslicht. Nicht immer sind das nur angenehme Gefühle. Und es ist an uns, die negativen Gefühle nicht wegzudrücken, sondern kostruktiv damit umzugehen. Konstruktiv bedeutet für mich an dieser Stelle, dass ich mich weiter entwickle, dass ich wachse.
Denn so manches Problem mit dem Tier wird leichter und löst sich fast auf, wenn ich selbst meine Gefühle kläre.
Doch es ist ja nicht so einfach, seine Gefühle zu klären. Sonst würden wir niemals mit unseren Lieben streiten, wir wären nie wütend auf unseren Chef und eben auch unser Tier hätte immer unsere ruhige, liebevolle Aufmerksamkeit und nicht einen Wust an unterschiedlichen Gefühlen.
Aber hier möchte ich einlenken: Doch, es ist erstaunlich einfach, seine Gefühle zu klären! Wir haben es nur nicht gelernt und haben deswegen keine gute Strategie, mit negativen Gefühlen umzugehen.
Hier kommen meine bevorzugten Methoden, wenn ich dahinter kommen möchte, warum ein Gefühl da ist.
1. Zuerst stelle ich das Problem gerne auf, um es zu verstehen und ein Stück weit von außen darauf zu schauen. Meine bevorzugte Methode dazu stammt von Angelika Hutmacher und es gibt sehr viel von ihr dazu im Internet. Zum Beispiel hier auf Youtube zum Thema Wut auflösen. An den Aufstellungen liebe ich persönlich die Vielfalt und Einfachheit. Ich habe für meine Pferde schon mit Steinen in der Weide aufgestellt, für mich selbst mit Keksen beim Eis essen. Es ist so viel möglich und es macht mir immer vieles bewusst und löst in vielen Fällen direkt sehr vieles auf.
2. In akuten Situationen hilft mir erstmal, bei mir selbst ankommen und das Gefühl einfach zu spüren statt direkt in Aktion zu fallen (und es dann hinterher zu bereuen). Also durchatmen, Augen schließen und fühlen. „Ich bin wütend, weil Faye gerade fast meinen Arm raus gerissen hätte, statt neben mir zu laufen“. WO spüre ich das Gefühl? Im Bauch. Okay. WIE fühlt es sich an? Rot, brennend, aufbrausend. Okay. WARUM genau bin ich jetzt so wütend? Weil ich unheimlich kaputt bin, mein Tag war so anstrengend, jetzt will ich mich beim Spaziergang entspannen und stattdessen tut mein Arm weh… Dann merke ich, wie die Wut eher zu Traurigkeit und Müdigkeit wird, weil mein Arm weh tut. Dann kann ich mich fragen: Was kann mir jetzt helfen, was würde mir Kraft und Energie geben? Statt also Faye anzumeckern, weil sie gezogen hat, kann ich spüren, was macht es mit mir und vor allem auch, was brauche ich jetzt eigentlich wirklich? Denn vom Anmeckern des Hundes wäre ja auch nichts besser geworden, weil ich die dahinter liegenden Gefühle gar nicht erkannt hätte. Denn wäre ich voller Kraft und Energie gewesen, hätte ich das Ziehen vielleicht gar nicht bemerkt. Oder Faye wäre so bei mir gewesen, dass sie gar nicht erst gezogen hätte. Natürlich geht es nicht immer so schnell, dass sich ein Gefühl verändert und sich zeigt, was dahinter steckt. Aber mir hilft es auch in dem Falle, einfach zu spüren und zu fühlen. Denn dafür sind Gefühle ja da, sie möchten oft einfach wahrgenommen und gefühlt werden.
3. Wenn du eher ein Kopfmensch bist, dann kann „The Work“ von Byron Katie gut helfen, Situationen anders zu betrachten und seine Gefühle zu klären. Um auf die Situation oben nochmal einzugehen, würde es dann so ablaufen. Ich würde den zugrunde liegenden Gedanken formulieren: Faye muss an lockerer Leine neben mir laufen. Dann würde ich mir die erste Frage stellen: Ist das wahr? Ja. Naja gut, nicht immer. Manchmal darf sie ja auch schnüffeln und gucken, dann muss sie nicht an lockerer Leine neben mir laufen. Die zweite Frage: Kann ich absolut sicher wissen, dass es wahr ist? Offensichtlich nicht. Die nächste Frage: Wie reagiere ich auf diesen Gedanken? Ich werde wütend, wenn sie es nicht tut. Ich bin harsch und ungehalten, denn schließlich sollte ein Hund das doch so tun, oder? Außerdem tut mir immer noch der Arm weh… Und die letzte Frage: Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? Hm, ich würde einfach schauen, warum hat sie denn jetzt gezogen? Hatte sie dafür einen guten Grund? Hat sie etwas spannendes gesehen? War ich denn eigentlich präsent? War ich bei ihr und unserem Spaziergang? Oder war ich müde und abgelenkt? Habe ich eigentlich auf sie geachtet, so wie ich es von ihr verlange? Hm…. Als Abschluss kann man dann den Gedanken noch umdrehen, also damit „spielen“. Faye muss NICHT an lockerer Leine neben mir laufen. ICH muss an lockerer Leine neben Faye laufen. Huch, das ist ja gleich mal eine ganz andere Sichtweise! So kann man dann eben schauen, was macht es mit mir, den Gedanken ganz anders zu denken.
Natürlich gibt es noch viele andere Methoden und auch ich benutze noch einiges mehr, besonders wenn es um sehr lang anhaltende und tiefe Gefühle geht (wobei ich da auch sehr oft auf die Aufstellungen zurück greife, die einfach genial sind). Für mich haben sich diese drei Dinge aber sehr bewährt, vor allem, wenn es akut ist und schnell gehen soll.
Vielleicht probierst du einfach mal aus, was sich für dich besonders passend anfühlt.
Übrigens ist dieser Artikel im Rahmen des BlogMomentum 2016 entstanden.
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