Vor zwei Tagen hatte ich das unglaubliche Vergnügen, dass ich abends nochmal raus musste zu den Pferden. Spontan und unverhofft, weil meine Tante krank war.
Eigentlich ist es kein Thema, für den anderen mal eben die Arbeit zu übernehmen. Und raus zu den Pferden gehe ich immer gerne. Aber an dem Tag….
Es hat geregnet. Und nicht ein bisschen. Nein. Es hat in Strömen geregnet. Junge Hunde. Und so dass kein Hund vor die Tür mag. Ich denke, du kannst dir den Regen jetzt bildlich gut vorstellen.
Warm war es auch. Genaugenommen schwül. Also so richtig unangenehm.
Ich hab mich also entschieden, ohne Jacke raus zu gehen, um nicht noch doller zu schwitzen und die Arbeit im Laufschritt zu erledigen.
Also bin ich los gejoggt. Mit grimmigem Gesicht. Blöder Regen. Blöde Schwüle. Blöd, dass ich erst so spät erfahren habe, dass ich nochmal raus muss. Alles blöd!
Die Pferde haben mich mit ähnlicher Laune begrüßt. Die Hintern dem Regen zugewendet haben sie ausgeharrt.
Also los geht’s. Das Heu verteilen. Den Hafer verteilen. Aufpassen, dass alle ihre Plätze behalten. Einen Moment stehen bleiben und inne halten, um aufzupassen.
„Hey,“ flüstert da eine kleine Stimme, „guck mal das Licht an.“
Wow, da fällt es mir auf. Die Sonne schaut durch den Regen und macht ein wundervolles Licht.
Cool. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Aber nur kurz. Meine schlechte Laune gewinnt wieder die Oberhand.
Da schnaubt es in meinen Nacken. Sam ist zu mir gekommen. Sam meditiert liebend gerne mit mir. Ich merke, es würde ihm auch heute gut tun. Also gebe ich auf und gehe mit ihm gemeinsam ins Hier und Jetzt. Konzentriere mich auf ihn, die Geräusche, meinen Körper.
Auf einmal passiert ein kleines Wunder. Ich gebe meinen Widerstand auf. Ich stehe da, im Regen, mit diesen wundervollen Wesen. In einem märchenhaften Licht. Ich lächle. Ich strecke die Arme aus, so wie ich sonst in einer Sonnenmeditation die Sonne begrüße. Mir wird bewusst, dass wir diesen Regen brauchen. Die Erde braucht ihn, der Wald braucht ihn, alles Leben braucht ihn. Und ich heiße ihn von Herzen willkommen. Durch und durch.
Und mir wird auch der sprichwörtliche Regen im Leben bewusst, der sich zum Beispiel als nicht ganz so erwünschte Gefühle zeigt. Brauchen wir ihn wirklich nur, um die positiven Sachen wirklich wertzuschätzen? Oder brauchen wir ihn vielleicht nicht auch ganz grundlegend, so wie unsere Natur eben auch beides braucht, Sonne und Regen, Wärme und Kälte? Und was würde wohl passieren, wenn wir unseren Widerstand gegen den Regen in unserem Denken und unseren Emotionen aufgeben würden? Wie würde das Leben durch uns hindurch fließen? Wie lebendig würden wir uns fühlen?
Ich bin jedenfalls nach der Pferdearbeit noch runter zum Bach gegangen. Habe das Rauschen genossen. Habe bewusst angeschaut, dass er endlich wieder viel Wasser führt. Habe jeden Schritt durch den strömenden Regen genossen.
Ich war an diesem Abend wieder ganz neu ins Leben verliebt. Ich kam sehr zufrieden und glücklich wieder rein. Erfüllt. Einer von diesen Abenden, an denen man weiß: Jetzt gerade habe ich alles voll ausgekostet. Alles voll gelebt. Habe keinen Widerstand gehabt, das Leben durfte durch mich fließen.
Und ich habe mir vorgenommen, auch in anderen Bereichen des Lebens öfter mal den Widerstand gegen den sprichwörtlichen Regen aufzugeben 😉
Alles Liebe für dich und deine Tiere
Marina
2 Comments
Oraja
9. September 2017Wow, dass klingt toll. Danke fürs Teilen. Konnte mich gut mit einfühlen.
Marina
10. September 2017Das freut mich sehr!
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